Eine Methoden-Dusche: Action Painting & Appreciative Inquiry mit METALOG® training tools im Kontext eines Change-Prozesses

EmotionCards, Tower of Power, Das Band, SysTeam & Moderationsbälle

Cian Carlo Manzoni

 

Überblick
Das Thema der Veranstaltung war: „Startschuss für ein Change-Management-Programm“
Folgende Methoden und Tools wurden angewendet: SWOT-Analyse, Appreciative Inquiry, Action Painting
METALOG training tools: EmotionCards, Tower of Power, Das Band, SysTeam, Moderationsbälle

 

Zielgruppe: Firma Arkema S.r.l. mit 30 Personen, darunter der Vorstandsvorsitzende sowie Personal- und Kommunikationsmanager, die den Veränderungsprozess als Sponsoren unterstützen Veranstaltungsort: eine große Villa in einem geschützten Biopark in Mailand, in der Nähe der Stadt Rho; eine WWF-Oase, die optimale Trainingsbedingungen bereitstellt
Herausforderungen: das Erleben eines ganzheitlichen Ansatzes, der es den Menschen ermöglicht, sowohl zu betrachten, welche Veränderungen sie bisher schon erlebt haben, als auch gemeinsam erste Möglichkeiten des Umgangs mit den Veränderungen zu entwickeln.

 

a. Vorbereitung

Wir hatten den Tag sehr gut vorbereitet, da sowohl der CEO als auch die Vorstandsvorsitzenden beteiligt waren. Der Morgen sollte dem Kennenlernen der Teilnehmenden dienen, die aus ganz Italien zusammengekommen waren. Wir machten einen Einstieg mit der Übung „Landkarte“, bei der mit markierten Moderationskarten auf dem Boden die groben Züge einer Landkarte nachempfunden werden und sich die Teilnehmenden auf die Orte stellen, aus denen sie angereist sind.

 

Kennenlernen auf der Landkarte
Charakter: tolle bewegte Einstiegsübung, wenn sich die Teilnehmenden noch wenig oder gar nicht kennen.
Vorbereitung: Auf dem Boden des gesamten Raumes werden mittels Moderationskarten die groben Züge einer Landkarte nachempfunden.
Inszenierung: „Herzlich willkommen zu unserem Workshop! Damit wir ein bisschen mehr über alle Teilnehmenden hier erfahren, möchte ich euch bitten, dass ihr euch jetzt gleich auf die Orte stellt, aus denen ihr angereist seid. Also zu eurer Orientierung: Hier oben im Norden ist Mailand (Trainer geht selbst an die Ortsmarkierung) und hier unten befindet sich Sizilien… Bitte stellt euch jetzt auf …“ Teilnehmende stellen sich auf und berichten dann kurz, woher sie kommen.

 

Darauffolgend kreierten wir einen ersten emotionsgeladenen Moment: Wir verteilten „gespickte“ EmotionCards, die auch gleichzeitig ein erstes Geschenk für die einzelnen Teilnehmenden waren. Die Karten waren auf der Rückseite jeweils mit drei Fragen auf Klebezetteln versehen. Wir hatten also EmotionCards mit über 90 ressourcenorientierten Fragen vorbereitet. Die Aufgabe war es nun, sich mit einem Partner gegenseitig zu interviewen.

 

„Gespickte“ EmotionCards
Charakter: starkes Werkzeug aus dem Appreciative-Inquiry-Ansatz, um Teilnehmende auf Fähigkeiten und Kompetenzen zu fokussieren und gleichzeitig einen ersten thematischen Zugang zu bekommen. Kleine Auswahl an ressourcenorientierten Fragen aus dem Projekt:

• Welche persönlichen Eigenschaften bringst du mit, die dich bei Veränderungsprozessen unterstützen?
• Was liebst du an deiner Arbeit?
• Welche ist eine deiner Fähigkeiten, die du momentan am meisten nutzt?
• Was denkt dein Kopf über die Veränderung und was will dein Herz bzgl. der Veränderung?
• Warum ist es sinnvoll, einige Regeln bzgl. des Veränderungsprozesses zu entwickeln?
• Was motiviert dich bei Veränderungen?
• Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie weit nutzt du deine In-tuition für Entwicklungen?

 

Die Leute interviewten sich gegenseitig. Ziel war es, drei Interviews mit drei verschiedenen Personen zu führen. Um mit den Fragen und Antworten in Resonanz zu gehen, mussten alle nach dieser Aktivität an einen zuvor festgelegten Ort gehen, an dem bereits eine Pinnwand wartete, auf der die Teilnehmenden Assoziationen sowie die persönlichen Gefühle darstellen konnten, indem sie ein Wort schrieben oder ein Bild zeichneten.

 

SysTeam: Aspekte des Change
Im nächsten Schritt setzten wir SysTeam ein. Es sollten sich jeweils neue Gruppen an den bereits vorbereiteten Tischen bilden. Zum Einstieg sollten sie sich gegenseitig „wie an einem Lagerfeuer“ die Geschichten erzählen, die sie persönlich und durch den emotionalen Austausch mit den EmotionCards, erlebt hatten. Dann arbeiteten wir mit der Version „Figuren auf dem Tisch bewegen“, bei der die Gruppe besonders auf das Gleichgewicht der Platte und die gegenseitige Abhängigkeit der Akteure voneinander achten muss.
Das SysTeam entpuppte sich dabei als ein außergewöhnlicher „Wackeltisch“, an dem Emotionen ins Spiel gebracht werden und an dem alles passieren kann, wenn es keinen Austausch und keine Vision des Ganzen gibt. Hier gab es dann auch die Rolle des Schutzengels des Tisches, den man um Rat fragen konnte. So kristallisierte sich langsam nicht nur die Rolle des Veränderungsleitenden (leader of change) heraus, sondern auch die Figur des Veränderungshelfenden (change agent). Die Reflexion schlug dann die Brücken in den Alltag und konzentrierte sich auf diese Rollen im Kontext der geplanten Veränderungen. Dabei orientierten wir uns am Konzept der SWOT-Analyse. Im Fokus standen also die Leitfragen: Welche sind die Stärken am geplanten Veränderungsprozess? (S wie Strength); Welche sind die Schwächen am geplanten Prozess? (W wie Weakness); Welche Chancen tun sich dabei auf? (O wie Opportunities); Welche Risiken müssen wir im Auge behalten? (T wie Threats). Die Ergebnisse wurden wieder auf Pinnwänden festgehalten.

 

SWOT-Analyse zur Bestandsaufnahme einer komplexen Situation

 

Tower of Power: Entwicklung eines Teamkompasses
Im Anschluss arbeiteten wir mit dem Tower of Power, den wir folgendermaßen inszenierten: „Eure Aufgabe ist es jetzt, ein Veränderungsprojekt aufzubauen. Achtet dabei auf die einzelnen Schritte und die Dinge, die zu tun oder nicht zu tun sind, und seid euch immer des strategischen Gesamtziels bewusst! Und das Besondere hierbei ist, dass die andere Fabrik ebenfalls mit ihrem Projekt begonnen hat. (Trainer deutet auf die andere Gruppe.) Und ich bin neugierig, wie hier gleich jetzt ein wechselseitiges Lernen beginnt…“

 

Es begann ein toller Prozess des kooperativen Wettbewerbs. Dabei stellte sich heraus, dass es nicht so sehr darauf ankam, das Ziel zu erreichen, den höchsten Turm aufzubauen, sondern dass es vielmehr darum ging, dabei möglichst viel Beteiligung der Akteure in das Projekt einzubringen.
In der Reflexion entwickelten wir einen Teamkompass für den Veränderungsprozess, der aus folgenden Lernmomenten bestand:

• optimistisch herangehen
• persönliche Schwierigkeiten teilen
• Ziele klar und individuell definieren
• Wissen teilen
• Spaß an der Arbeit
• Kundenbedürfnis im Fokus behalten
• Ideen vorschlagen und neue Lösungen für Produkte entwickeln

 

Das Band: Rhythmus der Veränderung
Schließlich gingen wir ins Atrium und alle wurden in zwei große Bänder eingeladen, um die Bewegung und den Rhythmus der Veränderung zu erleben. Es wurden erst schnelle und dann lang-same Bewegung durch die Gruppe erzeugt.
Die Gruppe erreichte eine fast perfekte Synchronisation. Das Band wurde zum schlagenden Herzen der Veränderung. Alle atmeten in der gleichen Geschwindigkeit. Das war ein begeisternder Moment und danach waren alle bereit für das Mittagessen.
Mehr von dem, was gut funktioniert: Appreciative Inquiry Nach dem Mittagessen begann eine spannende, moderierte Phase an einer riesigen Pinnwand. Jede:r imaginierte, was kommen wird, und beantwortete Fragen zu gegenwärtigen und zukünftigen Veränderungen. Die Pinnwand war nach dem ressourcenorientierten Ansatz Appreciative Inquiry in fünf Bereiche unterteilt:
DEFINITION: Auf was wollen wir uns fokussieren?
DISCOVERY: Was sind unsere wichtigsten Stärken, Kompetenzen und Ressourcen?
DREAM: Wie sieht unsere bestmögliche Vision aus?
DESIGN: Wie sehen Details der Vision im Einzelnen aus?
DESTINY: Was müssen wir konkret tun, um die Vision bestmöglich umzusetzen?

 

Alles wurde vor der gesamten Gruppe vorgelesen und diejenigen, die sich als echte Protagonist:innen der Veränderung fühlten, wurden gebeten, das Wort zu ergreifen. Und wie auf einem Lauf-steg erzählten Menschen aller Altersgruppen und Funktionen ihre Sichtweise des Wandels: Es war ein Moment des großen Austauschs und vielfältiger Impulse. Dank der unterschiedlichen METALOG Moderationsbälle, die zum Einsatz kamen, formten sich Perspektiven, Ratschläge, Kommentare und Warnungen, die wiederum auf der Pinnwand zusammengefasst wurden, während mittels graphic recording die Momente des Tages auf zwei weiteren großen Leinwänden festgehalten wurden.

 

Appreciative Inquiry (AI) – Fokus auf Juwelen
Charakter: hochwirksamer ressourcenorientierter Ansatz für die Entwicklung von Teams und Organisationen. AI arbeitet vorwiegend mit Interviews mit maßgeschneiderten Fragen und bringt die Stärken und Ressourcen (Juwelen) Einzelner und der Organisation zum Vorschein.

 

Abschluss: Action Painting
Dann begann die letzte Aktivität des Tages: Die Teilnehmenden hatten die Aufgabe, ihre Vision der Zukunft auf verschiedenen Blättern darzustellen. Zum Abschluss präsentierte jede Gruppe ihr Kunstwerk, indem sie die Vision, die Ressourcen, die beteiligten Personen und das Ziel beschrieben.
Fazit aus Trainer-Sicht: Diese Kick-off-Veranstaltung bot die Möglichkeit, die Gruppe auf vielen verschiedenen Ebenen zu inspirieren und zu unterstützen. Wir versuchten, den Prozess zu einem Erlebnis für Herz, Kopf und Hand zu verweben. Die Erinnerungsanker, die die Teilnehmenden am Ende mitbekamen (EmotionCards, bedruckte Bauteile des Tower of Power), sollten zu „Symbolen der Motivation und des neuen Engagements“ für den Wandel werden, den sie in der Arbeitswelt sehen wollen. Jede:r Teilnehmer:in bemerkte die Leichtigkeit, mit der die METALOG training tools dabei als Katalysatoren für Veränderungen wirken und dass ihre geschickte Verzahnung viele Zugänge zum Hauptthema öffneten.

 

Gian Carlo Manzoni
ist Mitgründer von METALOG ITALIA und international seit mehr als 20 Jahren als Berater, Moderator und Coach für die Themen Führung, Verkauf, Managemententwicklung, Talentmanagement und Teameffektivität tätig. Er arbeitet hauptsächlich mit multinationalen Unternehmen in verschiedenen Industriesektoren. Gian Carlo legt großen Wert auf die Gestaltung von Veranstaltungen mit hybriden Lerntechniken, Sinnhaftigkeit, Struktur sowie Verbindung zu realen Lebenssituationen. Er ist Master Coach, Berater und NLP-Trainer mit einem Master in Hypnose.