Experten-Interview mit Hans Graf
Teambildung Hans Graf setzt Tools sowohl bei Firmen und Behörden zur Entwicklung leistungsfähiger und zufriedener Teams als auch in der Lehrerfortbildung, in der Lehrlingsausbildung und in sozialen Einrichtungen ein.
METALOG: Herr Graf, was meinen Sie mit dem Satz: Ohne Teambildung kein Team?
Hans Graf: In fast allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens – in den Büros, auf der Baustelle, in der Politik, im Sport sowieso, aber auch in Schulen und sozialen Einrichtungen – wird stets die Wichtigkeit der Teamfahigkeit von Mitarbeitern betont. Beinahe in jeder Stellenausschreibung wird von dem potenziellen Bewerber Teamfähigkeit verlangt. Entsprechend gibt auch jeder Kandidat in seiner Bewerbung an, tatsächlich in besonderem Maße teamfähig zu sein. Aber erst durch Teambildungsmaßnahmen wird das Bewusstsein für die Bedeutung von Teamfähigkeit auch wirklich geschaffen.
Sie glauben also, dass die wenigsten wissen, was Teamfähigkeit wirklich bedeutet?
Genau. Für mich heißt teamfähig zu sein, viele verschiedene Kompetenzen innerhalb einer Gruppe zu leben und zu pflegen. Wir wissen, dass Teambildung selten an einem gewissen Punkt abgeschlossen ist. Teambildung ist ein sich ständig verändernder Prozess. Deshalb erleben und lernen die Teilnehmer in meinen Seminaren, wie dieser Prozess kontinuierlich angeregt und weiterentwickelt wird.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Ein Team am Arbeitsplatz verändert sich ja laufend: Kollegen gehen in Pension oder wechseln zum Beispiel die Arbeitsstelle, neue Kollegen kommen dazu. Die neuen Mitarbeiter werden in der Regel nach einer kurzen Einführung Teil einer Arbeitsgruppe und sollen dann mit den anderen Mitarbeitern im Team zusammenarbeiten. Irgendwie werden sie es schon schaffen, sich kennenzulernen, gegenseitig Vorurteile abzubauen, Konflikte schnell zu lösen und möglichst reibungslos und effektiv ihre Pflichten zu erledigen. Wenn dies nicht zufallig gelingt, gibt es Streit. Ungelöste Konflikte führen nicht selten zu Mobbing oder gar Kündigungen. In den Schulen ist das Thema Mobbing ja mittlerweile sehr präsent.
Mit welchen Methoden arbeiten Sie, um ein Team zu entwickeln oder zu erhalten?
Als ausgebildeter Erlebnispädagoge arbeite ich grundsätzlich erlebnisorientiert und setze dazu seit über zehn Jahren unter anderem die Tools von METALOG® ein. METALOG® bietet eine sehr große Auswahl an ganz verschiedenen Werkzeugen, um eine Gruppe immer genau da abzuholen, wo sie gerade steht.
Ich finde, Teamfähigkeit kann man nicht in einem Vortrag oder mit einem Skript vermitteln. Alle meine Seminare sind handlungsorientiert und basieren darauf, zu spüren, wie sich Teamarbeit anfühlt: Wie schön es ist, gemeinsam eine Aufgabe gelöst zu haben, die man allein nicht hätte lösen können. Erst wenn durch gemeinsames Erleben ein „Wir-Gefühl“ entsteht, dürfen wir von einem echten Team sprechen. Mir ist es sehr wichtig, konzeptionell zu arbeiten. Natürlich ist es verlockend, zu glauben, dass eine einmalige Aktion mit einem spektakulären Tool oder eine aufwendige Einzelaktion die Mitarbeiter oder Schüler zusammenschweißt und damit die Teambildung erledigt ist. Einzelaktionen können die Gruppe tatsächlich auch weiterbringen, aber langfristig reicht das nicht aus.
Was verstehen Sie unter einem Konzept zur Teambildung?
Teamentwicklung läuft in Phasen ab. Werden diese Entwicklungsphasen nicht chronologisch abgearbeitet, ist der Entwicklungsprozess zum Scheitern verurteilt. Bei meiner Arbeit beobachte ich, in welcher Phase sich die Gruppe gerade befindet, und wähle dann ein geeignetes Tool aus. Genauso wichtig ist es, nicht Tool für Tool abzuarbeiten, um möglichst viel zu erreichen. Jede Übung muss meiner Meinung nach gut inszeniert, mit einer gezielten Fragestellung durchgeführt und anschließend ausführlich reflektiert werden. Hier gilt der alte pädagogische Merksatz: Weniger ist mehr!
Haben Sie ein Lieblingstool?
Jedes Tool hat je nach Einsatzsituation ganz unterschiedliche Qualitäten. Für mich ist Teambildung nichts Starres. Ich beobachte die Gruppe und wähle dann ein passendes Tool mit einer entsprechenden Aufgabenstellung aus. Dabei kann dasselbe Tool in verschiedenen Gruppen mit einer ganz anderen Fragestellung und einem ganz anderen Ergebnis zum Einsatz kommen. An METALOG® gefallt mir besonders, dass immer wieder Neuentwicklungen das Tool-Portfolio beleben. Bestes Beispiel ist das PerspActive – ein geniales Werkzeug.
Was gefällt Ihnen an PerspActive besonders?
PerspActive ergänzt die Produktpalette von METALOG® in einer ganz besonderen Art. Kein anderes Tool ist so absolut selbsterklärend wie PerspActive. Die Aufgabe bei PerspActive besteht darin, eine Holzkugel von der Startseite des Schlauchlabyrinths bis zum Ausgangspunkt zu befördern. Dabei muss die Gruppe durch geschicktes Drehen von PerspActive die Kugel durch die Windungen des Schlauches bewegen. Um das Tool zu bewegen, erhalten die Teilnehmer jeweils ein bis zwei Schnüre, an deren Ende eine Holzkugel befestigt ist. Die Schnüre dürfen nur an den Holzkugeln angefasst und nicht verkürzt werden. Ebenso dürfen die Schnüre nicht an andere Teilnehmer oder von einer Hand in die andere übergeben werden. So sind die Teilnehmer gezwungen, bei der Drehung von PerspActive unter oder über die Schnüre zu steigen, um ihre Position zu wechseln. Dies erfordert sehr viel gegenseitige Absprache und Konzentration auf den laufenden Prozess.
Durch den hohen Motivationsgrad des Tools vergessen die Teilnehmer, was um sie herum geschieht, und sie handeln in höchstem Maß authentisch. Ich setze deshalb bei dieser Übung gerne Beobachter ein oder notiere als Moderator aufmerksam, wie sich während der Übung der Prozess in der Gruppe entwickelt. In der Reflexionsphase sprudelt es oft aus den Teilnehmern heraus, wie wichtig doch der Blick von verschiedenen Seiten auf eine Aufgabe ist, wie entscheidend die Zusammenarbeit aller Beteiligten ist, um ans Ziel zu gelangen.
Wie haben Sie PerspActive konkret eingesetzt?
Zuletzt im Rahmen einer Lehrerfortbildung. Gerade in den Schulen wird es immer wichtiger, die grundlegenden Sozialkompetenzen einzuüben. Die Schüler saugen dieses Training förmlich auf und fragen regelmäßig nach Teambildungsstunden. Es macht viel Spaß, diese Methoden an interessierte Lehrkräfte weiterzugeben. Die teilnehmenden Lehrer dürfen bei diesen Fortbildungen die gleichen Aha-Erfahrungen machen wie später die Schüler in den Teambildungseinheiten. Seit wir an unserer Schule regelmäßige Teambildungseinheiten durchführen, hat sich das Zusammenleben zwischen den Schülern, aber auch das Verhältnis von uns Lehrern zu den Schülern enorm verbessert. Beim Einsatz von PerspActive in der Lehrerfortbildung habe ich kein konkretes Ziel vorgegeben, sondern bewusst die Gruppe mit dem Tool experimentieren lassen. Während des Lösungsprozesses musste ich mehrmals intervenieren, da einzelne Teilnehmer aufgrund der extremen Motivation die Regeln verletzt und die Schnur kürzer gefasst haben. Da es sich nicht um eine bewusste Regelverletzung handelte, habe ich auf Sanktionen verzichtet, um den Prozess nicht zu blockieren.
Es war sehr schön, zu beobachten, wie sich die Teilnehmer verrenkt und verbogen haben, um immer den richtigen Blick auf die Kugel zu haben. Entsprechend hat sich die Gruppe nach dem Erreichen des Zieles spontan selbst applaudiert. Mein Fokus lag auf der Auswertung in der Reflexionsphase. Mithilfe der Moderationsbälle von METALOG® fragte ich den Bezug der Übung zur Realität im Berufsleben (als Lehrer) ab. Allen Teilnehmern wurde dabei bewusst, wie wichtig es ist, unsere Schüler behutsam und mit wohlwollendem Blick(winkel) von verschiedenen Seiten durch den langen, gewundenen Weg der Schule zu leiten und dabei zu erkennen, dass es bergauf, bergab und auch mal rückwärts läuft. In meinen Augen war das wichtigste Learning die Erkenntnis der Kollegen, wie wichtig es ist, die Sichtweise aller Kollegen auf den Schüler (symbolisiert durch die Kugel) in den Prozess miteinzubeziehen.
Setzen Sie PerspActive auch bei Ihren Berufschülern ein?
Selbstverständlich. PerspActive lässt sehr viele Fragestellungen zu, um ganz konkrete Prozesse der beruflichen Ausbildung zu betrachten. Zum Beispiel: ,,Mein Weg durch die Probezeit“, ,, Wie wichtig ist es, dass es im Betrieb einen Chef gibt und gleichzeitig Mitatbeiter, die zum Gelingen beitragen?“ oder „Wie bereite ich mich auf die Gesellenprüfung vor?“.
Bei Schülern ist es besonders wichtig, der Übung einen Sinn zu geben und in der Anmoderation so kurz und klar wie möglich zu bleiben.
Warum arbeiten Sie mit den METALOG® Produkten?
Bei den METALOG® training tools stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Die verwendeten Materialien sind qualitativ hochwertig und ansprechend verarbeitet. Meinen Tower of Power habe ich seit neun Jahren regelmäßig im Einsatz, ohne dass je etwas kaputt gegangen wäre. Bei der Arbeit mit den Tools wird während der Übungen so intensiv inhaltlich gearbeitet, dass es von Vorteil ist, wenn das Material diesem hohen Anspruch gerecht wird. In meinen Anfängen habe ich mir selbst Tools gebastelt und habe dann sehr schnell gemerkt, dass diese einer intensiven Nutzung nicht standhalten können. Ich bin dazu übergegangen, mir ein Tool nach dem anderen von METALOG® zuzulegen. Und nicht zuletzt finde ich es einfach toll, dass die Produkte in Handarbeit von Mitarbeitern eines Inklusionsprojektes hergestellt werden.
Hans Graf besitzt neben seinen Berufsausbildungen zum Maschinenbauer und Krankenpfleger ein abgeschlossenes Studium zum Lehramt an beruflichen Schulen. Als ausgebildeter Erlebnispädagoge mit jahrelanger Berufserfahrung gibt er Teamentwicklungsseminare an Schulen und in der Wirtschaft. www.teambildung-graf.de