Tobias Voss

Inszenieren ist das vorbereitende Maßschneidern eines Lernprojektes für eine bestimmte Zielgruppe, während eines bestimmten Zeitpunktes, für gewisse Ziele. Es spielt für die erfolgreiche Durchführung eines Lernprojekts eine zentrale Rolle. Dieses Vorbereiten der Gruppe auf die Herausforderung der Aufgabe schafft Kontakt, stiftet Sinn und baut eine geeignete Erwartungshaltung auf. Im folgenden möchte ich Ihnen einige Aspekte vorstellen, die Ihrer Inszenierung Wirkung verleihen.

Das Ziel der Aufgabe:
Um motiviert an eine Aufgabe heranzugehen, braucht die Gruppe ein Ziel. Das Ziel ist quasi der Sinnstifter für das Lernprojekt. Formulieren Sie es möglichst klar und präzise.

Die Rahmenbedingungen/Regeln:
Rahmenbedingungen und Regeln sind wichtige Leitplanken für die Gruppe während der Durchführung des Lernprojektes. Sie dienen der Orientierung und können vom Trainer jederzeit verändert werden. Das Verändern bestimmter Regeln stellt eine Intervention dar.

Das verwendbare Material:
Welches Material steht für das Lernprojekt zur Verfügung und was darf nicht verwendet werden?

Die Rollenverteilung:
Bei vielen Lernprojekten macht es Sinn, bestimmte Rollen zu vergeben. Mit Hilfe dieser Rollen kann für die Gruppe der Prozess leichter organisiert werden. Darüber hinaus bietet sich die Möglichkeit, bestimmte thematische Schwerpunkte zu setzen. Hier einige Beispiele: Es kann einen Moderator geben, der als zentrale Schaltstelle für Kommunikation in dieser Gruppe dient, immer wieder zusammenfasst und Außenseiter integriert. Oder einen Zeitmanager, der auf die Einhaltung der Zeit während des Lernprojektes achtet. Viele Möglichkeiten bietet auch die Rolle des ‚Ressourcengebers’, der die Aufgabe hat, die Gruppe in schwierigen Situationen zu motivieren und sie auf ihre vorhandenen Kompetenzen aufmerksam macht. Ebenfalls wichtig ist die Rolle der Beobachter.

Der Zeitrahmen:
Bei vielen Lernprojekten macht es Sinn, einen Zeitrahmen anzugeben, in dem die Gruppe die Aufgabe zu lösen hat. Eine andere Variante ist es, den Zeitrahmen von Anfang an nicht konkret vorzugeben, sondern später im Sinne einer Intervention einzuführen und dadurch eine neue Fokussierung in der Gruppe entstehen zu lassen.

Die Sprache der Teilnehmer:
Hier ist eine Sprachwahl gemeint, die der Kultur der Teilnehmer entspricht. D.h. bei Ingenieuren kann ich eine andere Sprache verwenden als bei Azubis.

Der sinnvolle Name:
In der Arbeit mit Gruppen ist es von immenser Bedeutung, wie Sie die Aktionen, die Sie anbieten, bezeichnen. Die Benennung der Aufgabe selbst trägt dabei zur Gestaltung der Inszenierung bei. So können Sie die Aktion Tower of Power z.B. als „Teamturm“ oder „Teamhaus“ bezeichnen. Das Metalog training tool WortSpiel können Sie für die Gruppe z.B. mit „zielorientiert Kommunizieren“ oder „Schnittstellenoptimierung“ bezeichnen.
Darüber hinaus trägt natürlich die Sprache im Allgemeinen zur Bedeutungsgebung bei. So können Sie ein Lernprojekt z.B. als Spiel bezeichnen („ich möchte mit Ihnen jetzt ein Spiel machen…“) und werden dabei, bei unterschiedlichen Zielgruppen, auf unterschiedliche Resonanz stoßen. Es könnte z.B. sein, dass Sie bei einer Gruppe von Führungskräften aus einer Bank mit der Formulierung „Spiel“ auf Ablehnung stoßen. Hier kann es sinnvoller sein, die Aktion als „Herausforderung“ zu bezeichnen.
Der Begriff „Lernprojekt“ ist dabei ja auch schon ein Sprachkleid für das Wort „Interaktionsaufgabe“. Er beinhaltet unterschiedliche Aspekte: So kann ein Lernprojekt viel Spaß machen, aber auch ernste Inhalte transportieren. Dass es dabei um Lernen geht, liegt ebenfalls auf der Hand. Und Lernprojekt bedeutet auch ‚Umgehen mit Unsicherheit’ oder vielleicht sogar ‚Umgehen mit Risiko’. Projekte fordern Engagement und Einsatzbereitschaft, denn ohne das commitment der Teilnehmer sind sie nicht zu bewältigen.
Einige weitere gut geeignete Sprachkleider sind z.B.
• „Ich möchte Sie zu einem Experiment einladen…“
• „Ich habe hier eine anspruchsvolle Aufgabe für Sie…“
• „Ich habe eine Herausforderung für Sie, die ich letzte Woche mit Ingenieuren aus der Automobilbranche durchgeführt habe, und ich bin gespannt wie Sie als Team damit umgehen werden…“.
Wenn Sie mehr über Inszenierungstechniken erfahren möchten, dann besuchen Sie uns doch auf einem unserer zahlreichen Workshops zu den Metalog training tools oder bei der EOL Trainerausbildung.