Volker Witzleben & Stephan Eckert
Überblick
Das Tool WortSpiel wurde im vierten Baustein der „Power-Azubi-Schmiede“ mit neun Auszubildenden in der Akademie der Annahütte (Stahlwerk Annahütte in Ainring) durchgeführt. Da das Tool während der Covid-19-Pandemie eingesetzt wurde, galt es, hierfür geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen.
Thema
Durch das Lernprojekt sollten die Themen „Kommunikation“, „Projektmanagement“ und „Erhöhung der Kundenzufriedenheit“ intensiv erlebt und die Erkenntnisse erweitert werden.
Inszenierung
a. Vorbereitung
„In der nun folgenden Aufgabe geht es darum, für einen eurer Kunden ein bedarfsgerechtes Produkt zu entwickeln und zu produzieren. Fertigt ein Produkt, das unter Corona-Bedingungen entwickelt und produziert wird. Der Kunde wünscht sich dabei eine aus mehreren zusammenhängenden Montageteilen bestehende Maschine. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass Teile mit identischen Symbolen beieinander liegen.
Beispiel: Wenn an einer Seite eines Montageteils eine „2“ wäre, müssten an der gegenüberliegenden Seite eines anderen Montageteils ebenfalls eine „2“ liegen. Natürlich sind die gleich zu verwendenden Teile nicht so leicht zu beschreiben; ich möchte euch ja nicht unterfordern.
Die Montageteile müssen verdeckt auf dem hier aufgebauten Produktionstisch aufgelegt werden, d. h. die Spiegelseite der Teile schaut nach oben. Erst wenn die vom Kunden bestellte Maschine fertig ist, werden wir uns das Ergebnis eurer Arbeit gemeinsam ansehen.
Um die Corona-Bedingungen zu erfüllen, ist während der Konstruktions- und Produktionsphasen ein Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten. Das heißt, es darf immer nur eine Person an den Produktionstisch herantreten, um dort Teile abzulegen. Bereits abgelegte Teile dürfen nicht mehr verändert werden. Eine Person darf Notizen machen, gerne am Flipchart.
Habt ihr Fragen? Nein? Dann viel Erfolg bei der Umsetzung!“
b. Durchführung
Die Auszubildenden wählten einen Koordinator, der die Symbole für alle sichtbar auf dem zur Verfügung gestellten Flipchart aufzeichnete. Da die Azubis dazu angehalten werden sollen, Aufzeichnungen und Notizen zu machen, wurde diese Erleichterung eingebaut.
c. Verlauf
Die in den vorangegangenen Bausteinen erlernten Themen wurden konzentriert umgesetzt. Jede:r brachte sich ein, es wurde nicht durcheinander geredet und es herrschte während der gesamten Übung eine ruhige und harmonische Gesprächsatmosphäre.
Gezielt wurde nachgefragt und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der einzelnen Symbole wurden herausgearbeitet. In der Skizze wurden alle Teile visualisiert und mit Namen der Teilnehmenden versehen. So entstand bereits am Flipchart die zu erbauende, zusammenhängende Figur.
Übertragung in die echte Welt
Elemente im Lernprojekt | Elemente in der echten Welt |
---|---|
16 Teile | Montageteile aus verschiedenen Abteilungen |
Spiegel | Maschine aus der Sicht des Kunden |
Komplettes Set | bestellte Maschine |
Ziel (fehlerlose Arbeit) | 100 % Kundenzufriedenheit |
d. Abschluss
Durch diese tolle Vorarbeit konnte die Produktion der Maschine in wenigen Minuten umgesetzt werden, da alle über alles Bescheid wussten.
Reflexion
Folgende Erkenntnisse wurden erarbeitet:
• Die Visualisierung komplexer Vorgänge hilft, weil
… sich unser Gehirn Bilder besser vorstellen kann,
… weniger Fehler passieren,
… sich jedes Teammitglied etwas darunter vorstellen kann,
… jede:r sich einbringen kann und dadurch die Motivation erhöht wird.
• Eigene Ideen einzubringen ist wichtig, um den Prozess zu optimieren.
• Wir müssen vorsichtig sein mit leichtfertigen Aussagen wie „Ich habe schon dreimal gesagt …“.
• Unser Vorsatz „Einer redet, der Rest hört zu“ wurde nicht immer eingehalten.
• „Schnell, schnell“ führt zu schlechten Ergebnissen. Besser ist es, ruhig, konzentriert und sorgfältig zu arbeiten.
Die Gruppe kam zu der Erkenntnis, dass die in der Reflexion deutlich gewordenen Ergebnisse auch im Arbeitsleben 1 : 1 umgesetzt werden können und sollten. Außerdem wurde die Bedeutung der Kundenzufriedenheit nochmals sehr anschaulich dokumentiert.
Darauf basierend wurde gemeinsam darüber diskutiert, welche konkreten Beiträge Auszubildende leisten können, um die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.
Fazit
Das WortSpiel ist eine tolle Aufgabe, in der die Themen „Teamarbeit“, „Kommunikation“, „Kundenzufriedenheit“ und „KVP“ (kontinuierlicher Verbesserungsprozess) gut miteinander verknüpft und intensiviert werden können.
Den Auszubildenden hat das Lernprojekt viel Freude bereitet und sie waren zurecht stolz auf das erzielte Ergebnis. Die Visualisierungsmöglichkeit wurde perfekt genutzt und schaffte Transparenz für alle Teilnehmer.
Paul (Azubi): „Die Erfahrung, am Flipchart zu stehen und die von den anderen Azubis beschriebenen Formen so darzustellen, dass es alle verstehen, war eine Herausforderung. Schön, dass wir das heute gemacht haben.“
Annabelle (Azubi): „Mir wurde heute bei dieser Aufgabe besonders bewusst, wie schnell man aneinander vorbeireden kann und wie wichtig es ist, Fragen zu stellen. Selbst wenn man glaubt, den anderen verstanden zu haben!“