Peter Metje
Immer häufiger stelle ich fest, dass sich die Bedürfnisse meiner Kunden ändern: So werden inzwischen die Basics des Führens bereits in der Aufstiegsfortbildung der meisten Berufe behandelt. Dagegen steigt die Nachfrage nach unternehmens- und erfahrungsorientierten Veranstaltungen, in denen auf das vorhandene Wissen aufgebaut wird. Das illustriert auch mein folgender Bericht zu einer Veranstaltung bei einem Unternehmen, das jährlich drei Workshops mit Erlebnischarakter bei mir bucht. Neben einem wechselnden aktuellen Thema ist immer die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungsleitern einschließlich der Geschäftsführung Schwerpunkt dieser Veranstaltungen. Wichtigste Nebensache des aktuellen Workshops: Ich teste den Prototypen „CataPults“ von METALOG®.
Die Führungskräfte kennen schon meine große Alu-Kiste, aus der immer wieder neues Trainingsequipment von METALOG® herausgezaubert wird. Der „Tower of Power“ hat schon viele Erkenntnisse gebracht, das „Band“ hat Teams zusammengebracht und bei „HeartSelling“ ist so mancher Knoten geplatzt. Und heute? Erst sieht das Ganze etwas nach Bastelstunde aus, denn die Schrauben und Einzelteile müssen anscheinend erst einmal zusammengebaut werden. „Achtung, fertig, los“: Drei Gruppen sind im Rennen. Wer ist zuerst fertig? Rätselraten, da die Bauanleitung anscheinend vom Trainer selbst entwendet wurde. Erstaunlich für die Herren der Runde: Die Frauengruppe, die sich selbst zur „Mädelcrew“ ernannt hat, überholt alle. Erst einen Schritt, dann zwei Schritte voraus. Gut gelaunte Hektik, lautes Rufen und Lachen machen sich breit. Die Stimmung ist spitze …
Die „Mädelcrew“ lässt plötzlich etwas nach. Sie gewinnen aber trotzdem. Sieg für die Frauen – sie tanzen und hüpfen durch die Gegend und mobben die armen Männer. Die IKEA-Spezialisten rechtfertigen sich: „Bei uns fehlen Teile. Ihr habt das bestimmt schon mal gemacht.“ Die Stimmung ist sehr gut und ausgelassen. Der Trainer ist bei der Schlussgruppe – und hat noch immer keine Spielregeln genannt. Die erste Männergruppe glaubt die Regeln zu kennen, schießt und schießt … auf jeden und alles – und sammelt Bälle auch von anderen Teams ein. Die letzte Gruppe ist fertig. Ich will den Spielverlauf und das Ziel verkünden, reflektiere aber erst einmal mit der Gruppe, was geschehen ist: Ursachen, Verlauf, Erfolgsfaktoren, Lerneffekt. Es klappt. Einige der Teilnehmer beschleicht nach ca. 30 Minuten Austausch das Gefühl, dass der Trainer alles genauso geplant hat.
Jetzt endlich kommen wir zum geregelten Umgang mit den Katapulten. Inzwischen habe ich auch meine Bundesliga-Trillerpfeife in meinem Trainerkoffer gefunden: nur zur Sicherheit! Es werden auf dem Boden drei Inseln mit Tauen gekennzeichnet. Noch ein paar Anweisungen zum Ziel: Es soll mindestens einer von zehn Bällen über drei Katapult-Stationen die „Ziel-Kiste“ erreichen. Landet ein Ball daneben, ist er aus dem Spiel. Gruppe Grün startet, feuert neun Bälle in Richtung Gruppe Blau. Diese fängt sieben Bälle mit einem Papierkorb. Die Gruppe Blau beschwert sich über schlechte Wurfleistung. Die „Mädelcrew“ fordert jetzt eine bessere Leistung von den Blauen – an der nächsten Station kommen aber nur vier Bälle an. Das Ziel rückt in weite Ferne …
Und endlich: friedliche und kooperative Beratung. Denn von Geschwindigkeit hat der Trainer ja nichts gesagt. Die selbst ernannten Ingenieure in der Gruppe machen Skizzen zur Ballistik eines einfachen Knautschballs, berechnen Streuwinkel und Geschwindigkeit in Abhängigkeit zur Gravitation – ernten aber nur für wenige Minuten die Aufmerksamkeit des Publikums. Aus der Gruppe Blau kommt dann die entscheidende Idee: Jede Gruppe übt erst einmal für sich. Der Trainer stimmt dem Gruppenbeschluss zu. Auch die Ingenieure machen mit. Es werden Tipps ausgetauscht. Übung macht auch hier den Meister. Jetzt wird mit den vier Bällen weitergearbeitet – von Gruppe zu Gruppe – mit voller Konzentration. Am Ende schaffen es zwei Bälle. Zwei: Das sind 100 Prozent mehr als gefordert! Man beklatscht sich, einige Teilnehmer umarmen sich …
Die Frage des Trainers nach den Erfolgsfaktoren füllt zügig zwei Flipchart-Blätter. Weitere Reflexionsmöglichkeiten gibt es zu den Themen Teambuilding, Gruppenkonflikte, Verantwortung, Projektmanagement, Zeitmanagement und Zielvereinbarung.
Wie zuvor bei den anderen METALOG® Tools ist natürlich auch diesmal diese Veranstaltung für alle die beste Veranstaltung. Meine eigene Lernerfahrung: Bei den nächsten Einsätzen der CataPults habe ich schon vor dem Auspacken und Zusammenbauen mit allen Teilnehmern Spielregeln vereinbart.
Mit der Zeit fielen mir etliche Varianten ein. In der Zwischenzeit habe ich den Prototypen bereits achtmal genutzt. Zielgruppen waren Seminarteilnehmer verschiedener Bildungseinrichtungen und Führungskräfte von mehreren Unternehmen.
Peter Metje ist seit 25 Jahren Berater mit den Schwerpunkten Führungskräfteentwicklung, Personalmanagement und Organisation. Als freier Trainer ist er zu diesen Themen für verschiedene Fort- und Weiterbildungsinstitute und Unternehmen in ganz Deutschland tätig. Er begleitet als Coach und Supervisor die Entwicklungsprozesse von durchschnittlich 75 Führungskräften p.a.